Das wichtigste über den Super-Mineralstoff
Selen ist das Spurenelement mit der stärksten antioxidativen Wirkung, unter anderem, weil es Bestandteil der Glutathionperoxidase und des L-Glutathions ist, zwei der wichtigsten antioxidativen Enzyme. Dadurch werden die Zellen vor oxidativen Schäden durch Peroxide geschützt. Selen wirkt somit präventiv bei der Entstehung von Erkrankungen, die durch oxidativen Stress hervorgerufen werden können. Doch auch die Regeneration der Antioxidantien Vitamin E, Vitamin C und Q10 ist von Selen abhängig. Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass Selen einen positiven Einfluss auf verschiedene Krankheitsbilder hat. Für weitere Informationen diesbezüglich verweisen wir auf die NährstoffAllianz.
Dieser Mikronährstoff ist zudem Bestandteil von mindestens 30 weiteren Proteinen, wie z.B. der Thioredoxin-Reduktase (Trx-R), die das inaktive Schilddrüsenhormon T4 in seine aktive Form T3 umwandelt. Jod und Selen sind hier wichtige Teamplayer für ein gute Funktion der Schilddrüse.
Darüber hinaus unterstützt Selen die Entgiftung von toxischen Schwermetallen wie Quecksilber, Arsen, Blei und Kadmium sowie von Medikamenten. Selen ist in der Lage, diese zu binden und ihre Ausscheidung zu fördern. Zudem ist Selen wichtig für die Zellproliferation (Vermehrung, Wachstum oder Wucherung), die Zelldifferenzierung (Veränderung der Struktur und Funktion) und die Apoptose (programmierter Zelltod).
In der Umwelt kommt das Spurenelement Selen in Pflanzen, aber auch in tierischen Produkten vor. Wieviel Selen in Pflanzen vorhanden ist hängt stark vom Selenvorkommen im Ackerboden ab. Deutschland ist aufgrund der Eiszeit und einer langen landwirtschaftlichen Geschichte ein eher selenarmes Land. Finnland düngt seine Böden seit 1984 u.a. auch mit Selen. Die Futtermittelindustrie setzt Selen als Supplement zu, so dass tierische Produkte in der Regel meist mehr Selen enthalten als pflanzliche.
Die Selenkonzentration in der Nahrung hängt neben der Herkunft (pflanzlich, tierisch) und der geographischen Lage auch vom Proteingehalt ab, da Selen in biologischem Material zum größten Teil in der Proteinfraktion – gebunden an bestimmte Aminosäuren – vorkommt. Selen aus pflanzlichen Lebensmitteln (Selenomethionin) ist besser bioverfügbar (85-100 %) als aus tierischen Lebensmitteln (Selenocystein) (~ 15 %).
Da in Deutschland Selenmangel weit verbreitet ist, ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll. Selen kommt im Organismus vor allem in Schilddrüse, Leber, Niere, Milz, Herz, Lunge, Nervensystem, Gehirn und der Muskulatur vor.
Übersicht der physiologischen Wirkungen
- Produktion von Schilddrüsenhormone
- Bestandteil von Enzymen
- Baustein der Spermien
- Radikalfänger (Schutz der Zellmembranen vor oxidativer Zerstörung)
- Bindung von Schwermetallen im Körper
- Stärkung des Immunsystems, immunmodulierend
- antiinflammatorisch, schützt Zellen vor oxidativem Stress
- Erhaltung normaler Haare und Nägel
Kofaktoren
- Jod
- Vitamin E (stimuliert mit Selen die Antikörpersynthese)
- Vitamin C
- Betacarotin
- Coenzym Q10
Quellen
- Fisch und Meeresfrüchte
- Paranuss, Kokosnuss (von selenreichen Böden)
- Fleisch
- Eier
- Hefe
- Knoblauch
- Gemüse
- Hülsenfrüchte
- Getreide (aus selenreichen Gebieten)
- Wildkräuter (Vogelmiere, Bärlauch)
- Wildpilze (Steinpilze, Fransiger Wulstling etc.)
- Kultivierte Pilze (Shiitake Pilze, Champignons, selenangereicherte Pilze)
Anmerkung: Die Bioverfügbarkeit von Selen aus Pflanzen übersteigt die von tierischen Quellen. Beispielsweise kann der Körper nur etwa 25% des Selens aus Fisch aufnehmen.
Empfohlene Anwendung und Dosierung
DGE
Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die DGE unterscheidet zwischen Kindern, Männern, Frauen, Schwangeren, Stillenden – bitte im Einzelfall prüfen
60-70 µg / Tag
Selen in Nahrungsergänzungen
Als essenzielles (lebensnotwendiges) Spurenelement ist Selen chemisch mit dem Mineralstoff Schwefel verwandt. Im pflanzlichen beziehungsweise tierischen Organismus wird Selen anstelle von Schwefel in die Aminosäuren Methionin (Met) beziehungsweise Cystein (Cys) eingebaut. Daher liegt Selen in der Nahrung vorzugsweise in organischer Form als selenogene Aminosäuren vor – in pflanzlichen Lebensmitteln und selenreichen Hefen als Selenomethionin (SeMet) und in tierischen Lebensmitteln als Selenocystein (SeCys). Als proteinogene Aminosäuren werden SeMet und SeCys im menschlichen Organismus für die Proteinbiosynthese verwendet, wobei SeMet anstelle von Methionin und SeCys als 21. proteinogene Aminosäure in Proteine eingebaut wird.
Anorganische Selenverbindungen, wie Natriumselenit (Na2SeO3) und Natriumselenat (Na2SeO4), spielen in herkömmlichen Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs weniger eine Rolle als vielmehr in Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln, denen sie zur Supplementierung (Nahrungsergänzung) und Therapie zugesetzt werden.
Gegenanzeigen
- Alkohol
- Clozapin (Arzneistoff aus der Gruppe der Neuroleptika)
- Corticoide (Steroidhormone)
- Diuretika (entwässernde Medikamente)
- Valproinsäure (Antiepileptika)
- Zytostatika (Arzneistoff für Chemotherapie)
Risikogruppen und Mangelfaktoren
Risikogruppen
Gefährdet für einen niedrigen Selenspiegel sind vor allem Menschen, die in Gebieten mit ausgeprägt selenarmen Böden leben, aber auch Veganer und Menschen, die über längere Zeit künstlich ernährt werden. Es gibt keine erhobenen Daten dazu, aber es ist davon auszugehen, dass mindestens 50 % der Deutschen einen Selenmangel aufweisen.
- Vegetarier und Veganer mit lokaler Ernährung aus selenarmen Böden
- Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
- Menschen mit Durchfall oder Kurzdarmsyndrom
- Menschen mit einseitiger Ernährung
- energie- oder proteinreduzierte Ernährung
- Malabsorption bei Zöliakie
- Oxidativer Stress
- Schwangere und Stillende
- Menschen mit Rheuma
- Leistungssportler
- Raucher
- Alkoholiker
- Menschen mit Lebererkrankungen
- Dialysepatienten
- Krebskranke
- Herzinfarktpatienten
- Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen
Mangelfaktoren
- gleichzeitige Einnahme von anorganischem Selen und Vitamin C kann die Selenaufnahme beeinträchtigen
- Mangel an Vitamin E erhöht den Selenbedarf
- Kortikoide (Entzündungshemmer) senken den Selenspiegel
Mangelerscheinungen
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Trockene Haut
- Gestörter Schilddrüsenhormonstoffwechsel
- Degenerative entzündliche Gelenkserkrankungen
- Funktionsstörung des Endothels im Herzen (Zellschicht der Blutgefäße)
Für nähere Informationen bezüglich der weitreichenden Einsatzgebiete und gesundheitlichen Aspekte von Selen verweisen wir auf den Artikel der NährstoffAllianz. Des Weiteren sind zahlreiche gut fundierte Informationen mittels Schlagwortsuche in diversen Suchmaschinen auffindbar.
Literaturhinweise
Allgemeine Literatur
- Die NährstoffAllianz
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Abgerufen am 2. Februar 2021, von https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/
- Schmiedel, V. (2019). Nährstofftherapie: Orthomolekulare Medizin in Prävention, Diagnostik und Therapie (4. Aufl.). Thieme Georg Verlag.
- Gröber, U. (2018). Mikronährstoff-Beratung: Ein Arbeitsbuch (1. Aufl.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
- DocMedicus Vitalstofflexikon. Selen. Definition, Synthese, Resorption, Transport und Verteilung. Abgerufen am 5. Februar 2021, von http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Selen/
- Gröber, U. (2009): Selen – mehr als „nur“ ein Antioxidans. Zs.f.Orthomol.Med. 7(02): 27–30. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0029-1185641.
- Gröber, U. (2008): Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte; mit 75 Tabellen. 3. Aufl. Wiss. Verl.-Ges, Stuttgart.